Das Buch hat mir viel Angst gemacht
Andreas Salcher - Ein kluger Provokateur

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Im Interview mit Conny Bischofberger spricht Andreas Salcher über sein neues Buch "Die letzte Stunde" – mit diesem Tabuthema will der Autor in die Bestseller-Listen.

Wer denkt schon gerne an den Tod? Bestseller-Autor Andreas Salcher (49) hat es ein Jahr lang getan und ein Buch darüber geschrieben, sein bislang drittes. "Meine letzte Stunde" erscheint diesen Montag, die Präsentation findet am kommenden Donnerstag in der Buchhandlung "Morawa" in der Wiener Wollzeile statt.

Wird das ein trauriges Gespräch?
Andreas Salcher: Das hat mich meine Mutter auch gefragt. Seit sie zu lesen begonnen hat, kann sie nicht mehr aufhören. Und hat mir versichert, dass es ein wunderschönes Buch ist.

Was kann denn wunderschön dran sein, an seine letzte Stunde zu denken?
Viele glauben, das sei ein Buch über den Tod. Aber es ist ein Buch über das Leben. …. Das Leben aus einer neuen Perspektive. Es ist ungeheuer spannend, sein Leben aus der Perspektive meiner letzten Stunde zu bewerten.

Bei den meisten Menschen muss erst was Schlimmes passieren, damit sie sich mit ihrer letzten Stunde beschäftigen. Was ist bei Ihnen passiert?
Ich beschäftige mich seit langer Zeit mit Spiritualität und Weisheitsfragen. Fast alle Weisheitslehren haben als ganz zentralen Punkt die Beschäftigung mit dem Tod, oder wie es die Benediktiner ausdrücken, das "Memento mori" – "Gedenke deines Todes". Wer das schafft, der gibt seinem Leben eine ganz neue Qualität.

Wann ist der Tod zum ersten Mal in Ihr Leben getreten?
Meine erste fundamentale Konfrontation war der Tod meines Freundes Peter Leopold, der mit einer ungemeinen Lebensenergie gegen den Darmkrebs gekämpft hat. Ich erinnere mich an seine Phasen des Aufbegehrens, des Protestes, des "Immer-schwächer-Werdens, des "Sich-Ergebens", als sei es erst gestern gewesen. Das zweite Mal hatte ich selbst den Tod vor Augen. Ich habe einen Flugzeugabsturz in Schwechat überlebt. Ich habe es geschafft, rauszukommen, die Maschine ist nachher explodiert. Das war meine intensivste Begegnung mit dem Tod. Aber damals wusste ich natürlich noch nicht, dass ich einmal dieses Buch schreiben würde.

Sie sind neben Buchautor auch noch Unternehmensberater, Gründer von "Waldzell" und der "Sir-Karl-Popper-Schule", und heute Abend, als KURIER-Schüleranwalt, auch im Fernsehen zu sehen. Wie passt das alles zusammen?
Mich haben immer Menschen interessiert, die mehrere Rollen gleichzeitig erfüllen, schon als Kind, als ich Zorro oder Praterkapitän werden wollte. Dabei will ich was bewegen. Alle meine Bücher, "Der talentierte Schüler und seine Feinde", "Der verletzte Mensch", und nun auch "Meine letzte Stunde", sind in Wahrheit eine Trilogie der Unachtsamkeit. Unachtsamkeit mit Talent, Unachtsamkeit im Umgang mit einander und in meinem dritten und meiner Meinung nach spannendsten Buch, der größtmöglichen Unachtsamkeit, nämlich mit dem eigenen Leben. Dieses Buch hätte ich sicher nicht als erstes Buch schreiben können, auch nicht mit 30 oder 40 Jahren. Da bedarf es einer gewissen Lebenserfahrung. Es ist mein persönlichstes Buch.

Sie sagen: Wenn wir uns die letzte Stunde vergegenwärtigen, dann ändert sich alles. Was hat sich bei Ihnen verändert?
All die Kleinigkeiten. Ein, zweimal am Tag durchzuatmen und zu sagen: "Das ist jetzt ein schöner Augenblick." Wir sitzen hier am Wienfluss inmitten der Natur. Der Himmel ist nebelverhangen, das hat eine ganz eigene Qualität, die schöne Atmosphäre in diesem Haus, unser spannendes Gespräch. Ich sitz' hier sehr gerne. Wenn ich mit den Augen blinzle, dann verändert sich dieses Bild. Wer lernt, in unterschiedlicher Schärfe auf das Leben zu blicken, dem wird es sich in unterschiedlicher Qualität zeigen. Manchmal ärgern wir uns auch. Wenn ich mir meine letzte Stunde herhole und mich frage: Ist es das wirklich wert? , dann muss ich sagen: Eigentlich nicht.

Also heißt die Botschaft: Das Leben mehr genießen, gelassener sein, das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren?
Genau. Der Benediktinermönch David Steindl-Rast verschickt ein "Word of the Day" per Mail an alle, die das abonnieren. Seine Website heißt www.gratefulness.org. Heute hab' ich von ihm folgenden klugen Satz bekommen. " Tu alles, so gut du es kann. Aber dann entspanne dich. Lass die Dinge passieren." Das hab' ich auch gelernt während der Recherchen zu diesem Buch: Die Qualität des Aufgebens, des Loslassens. Menschen, die es ein Leben lang nicht schaffen, loszulassen, die werden sich auch in der Stunde des Todes schwer tun zu gehen.

Wenn gewisse Dinge unwichtig werden von einer anderen Perspektive betrachtet, welche Dinge sind dann wirklich wichtig?
Das ist eine spannende Frage. Die sichtbaren Dinge sind die, die in der Biographie stehen. Studium, Karriere, außergewöhnliche Leistungen. Manche Menschen haben auch noch Häuser und dicke Sparbücher. In der letzten Stunde wird das alles unwichtig ich kann es nicht mitnehmen. In der letzten Stunde werden alle unsichtbaren Dinge wichtig: Habe ich andern Menschen geholfen? Habe ich mich selbst geliebt? Habe ich Gutes getan? Habe ich alles gegeben, was ich konnte? Das gilt für jede Tätigkeit. Für mein Buch, für Ihr Interview. Nur diese Dinge spielen in der Summe des Lebens dann eine Rolle.

Das heißt, das muss man sich zeitlebens zusammensparen.
Ja, denn in der letzten Stunde kann man diese Summe nicht mehr erhöhen. Da wird das Unsichtbare sichtbar. Und das Sichtbare ist auf einmal alles weg. Sich diesen Gedanken rechtzeitig bewusst zu machen, ist sehr hilfreich. Die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler Ross sagt, am Ende des Lebens sind nur noch drei Dinge wichtig. Erstens Liebe. Hab ich genug Liebe gegeben, hab ich genug Liebe bekommen? Zweitens: Authentizität. Hab ich das Leben mit meiner Musik gespielt? Hab ich also mein Leben gelebt oder immer nur versucht, die Ansprüche der anderen zu erfüllen? Drittens: Großzügigkeit und Idealismus. Hab ich die Welt ein bisschen besser gemacht? Das sind für Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Wohlstand, die wesentlichen Fragen.

Apropos Sterbeforscherin: Haben Frauen einen andern Zugang zum Tod?
Ja, das scheint ganz stark so zu sein. Jede Frau kennt Kübler-Ross, aber kaum ein Mann. In allen Kulturen ist das Andenken an die Toten, die Auseinandersetzung mit dem Tod, die Pflege und Begleitung der Sterbenden, die Trauer, Tätigkeiten, die hauptsächlich von Frauen ausgeführt werden. Das scheint etwas sehr Weibliches zu sein - auch in Hospizen arbeiten zu 90 Prozent Frauen. Man könnte auch sagen, die Frauen sind die, die Leben schenken und deshalb einen direkteren Bezug dazu haben. Mir haben Frauen gesagt, ihre ganz große Angst, die Angst ihres Lebens sozusagen, sei der Tod ihres Kindes.

Hand aufs Herz: Haben Sie keine Angst vor dem Tod?
Ich hab' im Augenblick keine Angst vor dem Tod. Ich bin aber sehr froh, dass ich, bevor ich begonnen habe, dieses Buch zu schreiben, noch eine Vorsorgeuntersuchung gemacht habe. Denn wenn man ununterbrochen mit Sterbesymptomen konfrontiert ist, dann kommt schon so eine Hypochondrie auf. Es ist auch ein Unterscheid, ob ich Angst vor dem Tod oder Angst vor dem Sterben habe. Wir können beide hier rausgehen, und es fährt uns ein Lastauto tot. Dann war das unsere letzte Stunde. Das Gefühl, das ich im Augenblick habe, ist dennoch ein gutes: Da gibt es noch sehr viel, was ich tun möchte. Aber in Summe habe ich auch viel Wichtiges schon gemacht.

Wäre es nicht zu früh?
Es ist fast immer im Leben zu früh! Es gibt eine schöne Geschichte, da kommt der Tod zum Menschen und der Mensch fragt. Ist es schon so weit? Der Tod sagt: Ja, es ist schon so weit. Der Mensch fragt. War das alles? Der Tod sagt: Ja, das war alles, was du daraus gemacht hast. Für den Betroffenen ist vielleicht ein schneller Tod besser. Aber für die Angehörigen ist er eine Katastrophe, weil sie sich nicht mehr verabschieden können.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod? Oder ist das nur ein Trost, den die Katholische Kirche uns spendet?
Mein Buch ist auch ein sehr scharfer Angriff auf die Katholische Kirche. Auf diese Monopolisierung der letzten Stunde, diese Behauptung: Wir wissen, was danach kommt. Und wenn du brav all das tust, was wir dir sagen, dann kriegst du den Freifahrschein in den Himmel. Wehe, wenn du es nicht tust, dann landest du in der Hölle. Wir wissen ja, dass jahrtausendelang die Hölle eine völlig reale Vorstellung war, eine ungeheure Angst des Menschen. Mein Buch ist ein kirchenkritisches, aber kein religionsfeindliches Buch. Es berücksichtigt auch Agnostiker und Atheisten. Ich selber glaube, dass es nach dem Tod etwas gibt, aber nicht ein Leben…



Sondern was?
Das, was auch Bruder David sagt: Wir gehen beim Sterben in einen anderen, größeren Zustand über. Das finde ich ein sehr schönes Bild. Mein Buch sagt: Das, was danach ist, kann ich nicht ändern. Aber das, was davor ist, darauf hast du jeden Einfluss.

Wie war die Arbeit an diesem Buch?
Das Buch hat mir selber viel Angst gemacht. Weniger die Angst vor dem Sterben, sondern die Angst: Ich schreib jetzt ein Buch und bleibe ganz allein damit, weil sich keiner damit auseinandersetzen will. Als ich dann das Manuskript dreizehn ausgewählten Freunden gegeben habe zum Testlesen – das hab' ich mir bei Paulo Coelho abgeschaut – waren die Reaktionen so positiv, dass diese Angst geschwunden ist. Es wird Menschen geben, die dieses Buch nicht angreifen werden. Das war mir vollkommen bewusst. Aber es wird genug geben, die sich davon inspirieren lassen zu einem bewussteren Leben. Das ist kein Buch, das Leben abschließt, sondern es macht das Leben auf. Wie ein guter Film, wo man aus dem Kino rausgeht und NICHT fragt: Wohin gehen wir jetzt essen? Sondern, wo man die Handlung im Kopf weiterspinnt, sich von ihr wegtragen lässt.

Wohin trägt den Leser, die Leserin Ihr Buch?
Die Grundidee ist, dass sie selber das Buch zu Ende schreiben. Darum auch das Cover mit dem Buch des Lebens. Die restlichen weißen Seiten kann jeder mit dem Wissen der letzten Stunde neu schreiben. Das ist auch die große Hoffnung dieses Buches. Ein sehr spannendes, lohnendes Experiment. Auch ich selbst wusste bis zum Ende nicht, wie es ausgeht.

Es endet sehr intim…
Am Ende mache ich dem Leser eine Tür auf. Da begegne ich dem Leser, wenn er so weit gekommen ist, sehr intensiv. Was müsste sich denn gesellschaftlich ändern, damit der Tod kein solches Tabu mehr ist? Das beginnt bei der Pflege, bei der Einsamkeit, beim Umgang mit den alten Menschen. Da findet eine ungemeine Vernichtung von Erfahrung und Wissen statt. All das, was wir mit unseren Eltern erleben, wird auch einmal auf uns selbst zukommen. Deshalb versuche ich jetzt, mit 49, meiner Mutter all das zurückzugeben, was sie mir gegeben hat.

Platz eins der meistverkauften Bücher ist Sarrazin mit seinem provokanten Thesen zum Thema Immigration in Deutschland. Verfolgen Sie als ehemaliger Politiker diese tagesaktuellen Themen noch?
Ja. Wobei für mich das Problem nicht Islam heißt, sondern Fundamentalismus. Und Fundamentalismus gibt es in allen Religionen. Bei manchen jüdischen Siedler, bei den Taliban, bei den Protestanten in Amerika und natürlich gab es auch in der Katholischen Kirche viele Jahrhunderte lang den Fundamentalismus. Bei manchen kirchlichen Würdenträgern sogar bis heute.

Von wem sprechen Sie?
Vom "Beinahe Linzer Weihbischof" Wagner, der die Katastrophe von New Orleans als "Strafe Gottes" bezeichnet hat, zum Beispiel.

Tun sich Gläubige prinzipiell leichter mit dem Sterben als Ungläubige?
Die Antwort darauf mag überraschen. Ein kleiner Prozentsatz, also die wenigen Tiefgläubigen, die an einen barmherzigen Gott glauben, die tun sich tatsächlich leichter. Die total überzeugten Atheisten tun sich auch leichter. Aber der Großteil der Menschen steht dazwischen. Denen hilft das nicht. Weil die Begegnung mit der letzten Stunde immer eine Begegnung mit dir selbst ist. Die kann dir niemand ab nehmen.

Sie reisen für Ihre Bücher ja immer rund um die Welt. Was war die faszinierendste Begegnung?
Jene mit dem Künstler Christo in New York. Wir haben ein sehr heiteres Zweistundengespräch über die Vergänglichkeit der Kunst, über philosophische Fragen zu unserem Dasein, über seine Zeit in Wien geführt. Als ich nach Wien zurückkam, habe ich erfahren, dass Jean Claude, seine Lebensgefährtin, gestorben ist. Auch zwei meiner Gesprächspartner sind während meiner Arbeit an diesem Buch gestorben. Einer davon ist Christoph Schlingensief, den ich am Burgtheater getroffen habe und der unseren Termin aus Krankheitsgründen immer weiter nach hinten verschieben musste - so lange, bis es zu spät war.

Stichwort "zu spät". Max Frisch stellt ja diese schöne Frage: Möchte Sie lieber mit Bewusstsein sterben oder überrascht werden von einem fallenden Ziegel, von einem Herzschlag, von einer Explosion usw.?"
Die Grundfrage ist: Schieb ich dieses Thema völlig weg von mir und lass mich am Ende überraschen? Oder ist es ein Thema, dem ich mich langsam annähere? So wie einem großen Fremden, den ich erst angstvoll verdränge und der dann langsam zu meinem Freund wird. Die letzte Stunde kann ein Freund sein.

Ihr erstes Buch hat sechs Auflagen verkauft, das zweite 43.000 Stück. Haben Sie nicht Sorge, dass Sie mit diesem Thema keinen Bestseller landen können?
Es wird ein Buch sein, das sehr polarisiert. Ein Buch, das manche Menschen nicht angreifen wollen. Mir ist ohnehin wichtiger, was ich mit dem Buch bewirke, als wie viel Geld ich damit verdiene. Es gibt außerdem auch Bestseller, die sensationell verkauft werden, nur gelesen haben sie wenige. Umberto Ecco, den ich wirklich sehr schätze, ist so ein Schriftsteller.

Apropos Geld: Kann man denn vom Bücherschreiben leben?
Geld ist mir persönlich nie so wichtig gewesen. Auch weil ich draufgekommen bin, wenn man gewisse Dinge mit einem sehr hohen Anspruch gut macht, dann folgt das Geld von selbst. In Österreich hauptberuflich Autor zu sein, ist ein Riesen-Risiko und eine große Herausforderung. Ich schreibe viel zu aufwändig, weil ich für ein Gespräch auch mal schnell nach Los Angeles fliege. Wir haben alle diese Versorgungsängste. Aber irgendwann bin ich draufgekommen, dass diese kleine Angst, die wir in uns drinnen haben eigentlich völlig unbegründet ist. Denn in Österreich ist noch keiner verhungert, also wir leiden eigentlich auf sehr hohem Niveau.

Sie gelten als genialer Selbstvermarkter. Wie machen Sie das?
Das sagen alle. Ich sehe das überhaupt nicht so. Geld ist auch immer das Letzte, was mich interessiert.

Aber Eitelkeit schon?
Jeden Tag ein bisschen weniger.

Sehnen Sie sich noch manchmal in die Zeit zurück, als Sie noch Politiker waren?
Jeder weiß, dass ich nicht ganz freiwillig aus der Politik weggegangen bin. Meine Distanz heute ist groß. Denn ich habe mit einem einzigen Buch mehr erreicht, als in den 25 Jahren in der Politik davor. Ich bin dabei vielleicht ein bisschen unösterreichisch. Ich mache die Dinge zuerst, und dann gehe ich erst an die Öffentlichkeit damit...

Was möchten Sie mit Ihrem Buch erreichen?
Erstens, dass es den Menschen und unserer Gesellschaft dabei hilft, dass der Tod nichts Fremdes, Tabuisiertes ist. Und zweitens, dass er Leser durch dieses Buch die Liebe zu seinem eigenen Leben wieder entdeckt: Den Sonnenaufgang wieder wahrnimmt, das Gras wieder riecht, die frische Luft einatmet, den Kaffee wieder schmeckt, aber auch die negativen Dinge. Schlechte Ernährung, Menschen, die dich runterziehen. Die Kostbarkeit des Moments. Zu dieser Kostbarkeit zählt auch die Arbeit.

Wie erklären Sie das einem Menschen, der am Hochofen steht oder im Büro ewig dasselbe macht von 9 bis 17 Uhr?
Arbeit ist ein großer Teil unseres Lebens, Arbeit als Tun. Nur wer das, was er tut, in einer möglichst hohen Qualität macht, wer nicht den Kompromiss sucht, sich's so leicht wie möglich macht, wird dabei glücklich. Der andere betrügt sich selbst, weil er sich um das Schönste bringt, was es gibt: In meiner Arbeit, im Tun aufzugehen.

Was wird Andreas Salcher als nächstes tun?
Ganz ehrlich. Ich habe keine Ahnung, was ich nächstes Jahr um diese Zeit mache. Und es ist ein gutes Gefühl. Ein Riesen-Risiko, aber auch eine enorme Freiheit. Meinen Job kann ich nicht verlieren, weil ich keinen habe. Und verhungern werde ich auch nicht.

Berührend der Satz am Anfang Ihres Buches: "Gewidmet dem Menschen, der meine Hand halten wird." Wer wird das bei Ihnen sein?
Das möchte ich nicht öffentlich sagen. Diese Widmung ist auch eher für die Leserinnen und Leser gedacht. Denn so ein Buch verschenkt man nicht irgendwem. Sondern eben jenen Menschen, die vielleicht einmal da sein werden in der letzten Stunde. Meine größte Lebensversicherung sind meine Freunde. Und ich denke mir oft, dass es besser wäre, sich zu Lebzeiten um seine Freunde zu kümmern, statt Lebensversicherungen abzuschließen. Um wie viel mehr helfen einem die in der Stunde des Todes als jede Summe von einer noch so guten Versicherung.

Schreiben Sie eigentlich leicht?
Nein. Ich kämpfe um jeden Satz. Ich halte mich selbst auch für keinen großartigen Schreiber. Deshalb verspreche ich jetzt schon, dass ich nie einen Roman schreiben werde.